Am 28. November 2022 organisierte das Leuphana Forschungsteam (Daniel Lang, Claire Grauer, Farina Tolksdorf und Theresa Seidel) im Rahmen der Themenlinie 3 einen zweistündigen Online-Workshop zur Reflexion von Kontextabhängigkeiten in der transdisziplinären Forschung. Die Zielgruppe des Formats waren Forschende, Praxispartner*innen sowie Integrationsexperten von transdisziplinären Forschungsprojekten. Es nahmen 20 Teilnehmende aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Forschungsbereichen teil.
Der Workshop wurde im Rahmen der Tiefenstudie zu Kontextabhängigkeiten in der transdisziplinären Forschung durchgeführt. Ziel der Tiefenstudie ist es, ein besseres Verständnis der kontextuellen Abhängigkeiten in der transdisziplinären Forschung zu erlangen und den Weiterbildungsbedarf sowohl für Forschende als auch für Praxispartner*innen zu ermitteln. Der Workshop umfasste Präsentationen des Forschungsteams, zwei Breakout-Sessions und Diskussionen im Plenum.
Im ersten Teil des Workshops stellte das Forschungsteam die bisherigen Forschungsergebnisse der Themenlinie 3 vor, einschließlich des vorläufigen Kontextmodells (siehe unten). Das Team bat um Rückmeldung, ob die Teilnehmenden das Modell für die transdisziplinäre Forschung als nützlich wahrnehmen. Die Teilnehmenden fanden das Modell im Allgemeinen nützlich, machten aber auch Vorschläge zur weiteren Verbesserung. So wiesen einige darauf hin, dass die Unterscheidung zwischen inneren und äußeren Faktoren die vorhandenen Kontextebenen nicht abbildet. Andere hielten die analytische Trennung zwischen "Wissenschaft" und "Gesellschaft", wie sie im Rahmenwerk dargestellt wird, für irreführend, da sie in der Realität nicht so klar ist, wie das Modell zu implizieren scheint. Im Hinblick auf die praktische Anwendung des Kontextmodells für transdisziplinäre Projekte antworteten die Teilnehmenden, dass sie das Modell für nützlich halten, wenn es von einer Reihe von Leitfragen begleitet wird.
Kontextmodell mit 12 Kontextfaktoren (Tolksdorf et al., in Vorbereitung).
Im zweiten Teil des Workshops drehte sich die Diskussion darum, wie Weiterbildung für kontextsensitive transdisziplinäre Forschung gestaltet werden kann. Zunächst stellte das Team die benötigten Kapazitäten für kontextsensitive Forschung vor, die sich aus der empirischen Forschung der Teams ableiten ließ. Sowohl Wissenschaftler*innen als auch Praxispartner*innen profitieren von Erfahrungswissen und spezifischen Fähigkeiten um erfolgreiche kontextsensitive Forschung durchzuführen.
Darüber hinaus kann Weiterbildung auf mehreren Ebenen angegangen werden: auf der individuellen Ebene, auf der Projektebene und auf der Ebene von Gruppen und Kollektiven. Das Forschungsteam schlug vor, das Kontextmodell der tdAcademy (siehe oben) zu verwenden, um eine Kontext-Checkliste zu erstellen, welche in Forschungsprojekten genutzt werden kann um den Kontext zu reflektieren.
In der zweiten Reflexionsrunde diskutierten die Teilnehmenden, welche Fähigkeiten und Kapazitäten sie im Hinblick auf Kontextsensitivität für besonders wichtig halten - eine Frage, die sich als schwierig zu beantworten erwies. Dennoch wurde ein breites Spektrum an Kompetenzen und Fähigkeiten genannt, wie zum Beispiel Stakeholder-Mapping, Projektmanagementfähigkeiten, die Erstellung eines Ethikkodex für transdisziplinäre Forschung und das Verständnis des institutionellen Kontexts.
In der abschließenden Plenardiskussion erörterten die Teilnehmenden, wie wir besser auf den Kontext zugreifen können, einschließlich der Frage, wie wir konkrete Daten über den Kontext generieren und zugänglich machen können. Eine weitere Frage war, inwieweit Kontext mit mangelnder Wissenschaftskommunikation zusammenhängt und ob wir bessere Wege brauchen, um Wissen in die Wissenschaft rückzuführen. Außerdem wurde festgestellt, dass die transdisziplinäre Forschungsgemeinschaft mehr Anstrengungen unternehmen sollte, um Praxispartner*innen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Darüber hinaus wurde gefordert, die Verbindung zwischen dem akademischen und dem außerakademischen Bereich zu verbessern.
Insgesamt berichteten die Teilnehmenden, dass sich der Workshop für sie gelohnt hätte, weil sie Einblicke in die Forschung der tdAcademy erhielten und die Möglichkeit hatten, sich mit anderen an transdisziplinärer Forschung interessierten Personen auszutauschen. Auch die Organisator*innen waren mit dem Feedback zufrieden und möchten den Teilnehmenden noch einmal dafür danken, dass sie sich die Zeit genommen haben um zum Erfolg der Veranstaltung beizutragen.