Wie Kontexte Forschungsprozesse bedingen und welche Faktoren es dabei vor unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu berücksichtigen gibt, ist eine zentrale Frage für die Wissenschaft. In der transdisziplinären Forschung tritt sogar eine doppelte Kontextabhängigkeit auf: Einerseits findet sie in spezifischen Kontexten statt; andererseits will sie systematisierbare, operationalisierbare und übertragbare Methoden und Ergebnisse liefern. In der Themenlinie 3 stellen wir uns daher die Frage, wie Methodenprozesse angepasst werden können, um spezifische Erkenntnisse transferieren und vielfältige Lernprozesse zwischen Fällen ermöglichen zu können.
Kontext in der transdisziplinären Forschung
Bereits die Grundausrichtung transdisziplinärer Forschung an gesellschaftlichen Problemstellungen macht deutlich: Sowohl der Forschungsgegenstand als auch die Forschungspraxis hängen stark von dem jeweiligen Kontext ab, auf den sie sich beziehen und in dem sie stattfinden. Kontextabhängigkeiten haben Auswirkungen auf die methodologische Ausgestaltung von Forschungsprozessen sowie auf gewonnene Erkenntnisse. Eine Herausforderung und ein Hauptanliegen vieler transdisziplinärer Forschungsprozesse ist, die Übertragbarkeit von im Einzelfall gewonnenen – also zunächst idiographischen und fallbezogenen – Ergebnissen und Erkenntnissen auf eine übergeordnete Ebene zu erreichen. Dass eine Anpassung von Gestaltungsprinzipien an unterschiedliche Kontexte notwendig ist, wird dabei bereits in Fällen unter ähnlichen (wissenschafts-)kulturellen Grundannahmen deutlich – beispielsweise in demokratisch-„westlich“ geprägten Ländern. Besonders deutlich wird sie jedoch, wenn die Diversität kultureller Kontexte in Überlegungen mit einbezogen wird. Zum Beispiel in Ländern des Globalen Südens oder autokratisch geprägten Regionen. In der Themenlinie 3 möchten wir auf ersten Ansatzpunkten im Diskurs um Kontextabhängigkeiten der transdisziplinären Forschung aufbauen.
Fallstudien und Austausch mit der Fach-Community
Die Themenlinie fragt explizit: Wie können idealtypische Modelle eines transdisziplinären Forschungsprozesses sowie Qualitätskriterien generiert und angewendet werden? Wie können wir kontextsensitive Prozesse und Designs fördern? Im Fokus unserer Betrachtungen liegt somit das Wechselspiel von Kontextualisierung und Dekontextualisierung in wissenschaftlichen Praktiken. Hierbei bildet eine erste, intensive Literaturrecherche die Grundlage für zwei Fallstudienanalysen (Tiefen- und Breitenstudie). Diese werden um Dialogforen und einen Reflexionsworkshop ergänzt, um einen stetigen Austausch mit der Fach-Community zu gewährleisten. Beide Formate zeichnen sich durch einen eher explorativen Charakter aus.
Vernetzung und interkulturelle Kommunikation
tdAcademy versteht sich als ein Wissensnetzwerk, mit dessen Hilfe Transdisziplinarität als Forschungsprinzip breitere Anwendung finden kann. Dieses Anliegen unterstützen wir in der Themenlinie vor allem, indem wir ein breites Angebot an Capacity-Building- und Coaching-Formaten entwickeln. Dabei sollen insbesondere Nachwuchswissenschaftler*innen mit einbezogen werden. So machen wir wirkungsvolle Methoden und Konzepte für eine breitere Community zugänglich. Durch ein ergänzendes Gäste- und Fellowship-Programm möchten wir transdisziplinär Forschende aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten in ihren Vorhaben unterstützen und ihnen Gestaltungshinweise liefern, wie sie mit kontextspezifischen Herausforderungen umgehen können. Die Vernetzung ist von elementarer Bedeutung, um wechselseitig Erfahrungen, Expertisen und Gedanken austauschen zu können sowie interkulturelle Kommunikation zu fördern. Schließlich geht es uns darum, maßgeblich zur Gestaltung dynamischer und fachübergreifender Wissensnetzwerke beizutragen.