Vom 25.09. bis zum 29.09. fand die erste trinationale Summer School im Studienhaus Wiesneck (Buchenbach bei Freiburg im Breisgau) konzeptioniert und ausgerichtet vom Öko-Institut in Kooperation mit EUCOR und der Universität Freiburg statt. 20 PhD- und Masterstudierende aus 20 Disziplinen aus dem trinationalen EUCOR-Raum haben sich fünf Tage intensiv mit Formaten und Methoden der transdisziplinären Forschung am Beispiel der Klimaanpassung von Städten beschäftigt. Die Teilnehmenden wandten ihre theoretischen Erkenntnisse direkt in der Entwicklung möglicher transdisziplinärer Forschungsdesigns für Fragestellungen zur Klimaanpassung der Stadt Emmendingen an und diskutierten diese mit Vertreter*innen der Stadt Emmendingen.
Das Konzept der Summer School entwickelten Regina Rhodius, Melanie Mbah, Bettina Brohmann (Öko-Institut/tdAcademy) in enger Zusammenarbeit mit Mathilde Colin (EUCOR), Dierk Bauknecht (Universität Freiburg) und Gwenaël Imfeld (Universität Straßburg). Die Umsetzung des Konzeptes wurde mit Mitteln der Deutsch-Französischen Hochschule und des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg finanziert. Ziel der Summer School war es, den Teilnehmenden das Kennenlernen und Erproben unterschiedlicher transdisziplinärer Formate und Methoden anhand eines konkreten Fallbeispiels zu ermöglichen und zugleich ein trinationales Netzwerk transdisziplinär forschender Wissenschaftler*innen aufzubauen.
Die Summer School startete zunächst mit einer Übersicht zu transdisziplinärer Forschung durch Prof. Dr. Matthias Bergmann (ISOE) und zu einem Überblick ausgewählter Formate durch Dr. Melanie Mbah (Öko-Institut) und wurde abgerundet mit einer Übungseinheit zu verschiedenen Kontexten von transdisziplinärer Forschung, durchgeführt von Dr. Tobias Buser (ITD Alliance). Bereits am ersten Abend erhielten die Studierenden die von der Stadt Emmendingen übermittelten Fragestellungen, die sie im Lauf der Woche in interdisziplinären und interkulturellen Gruppen bearbeiteten.
Erste Gruppenarbeiten während der Einführungsvorträge (Quelle: Melanie Mbah).
Der zweite Tag der Summer School widmete sich dem Thema Klimaanpassung in Städten und dem konkreten Fallbeispiel der Stadt Emmendingen. Hier starteten wir mit zwei inhaltlichen Beiträgen, zunächst zu den Herausforderungen des Klimawandels und Möglichkeiten der Klimaanpassung von Prof. Dr. Hartmut Fünfgeld (Universität Freiburg). Danach gab uns Prof. Dr. Katja Brundiers (Arizona State University) einen Einblick in die konkrete Umsetzung eines transdisziplinären Projektes zum Umgang mit Hitze in der Stadt Tempe (Arizona/USA). Am Nachmittag folgte ein Kennenlernen der Stadt Emmendingen. Im Sitzungssaal des Rathauses der Stadt Emmendingen stellten uns Stefanie Eißing, Verena Quadt und Karin-Anne Böttcher von der Stadtverwaltung Emmendingen die Herangehensweisen und Herausforderungen im Bereich Klimaanpassung vor. Ein Rundgang durch die Stadt veranschaulichte die besprochenen Themen.
Verena Quadt, Klimaschutzmanagerin der Stadt Emmendingen, erläutert vor Ort Hochwasserschutzmaßnahmen der Stadt (Quelle: Melanie Mbah).
In der Mitte der Summer School, am dritten Tag, widmeten wir uns ganz verschiedenen Formaten transdisziplinärer Forschung: von künstlerischen Formaten, über Reallabore und regulatorische Experimente bis hin zu Ten Steps und der Theory of Change. Zu jedem dieser Formate hatten wir Expert*innen geladen, und zwar: Die Künstler*innen Daniel und Jennifer Hörnemann (alias Walbrodt) gaben uns Einblick in künstlerische Interventionen, mit denen sie Denkräume für Wandel schaffen. Dr. Markus Egermann (IÖR) führte uns in das Format Reallabore am Beispiel eines Reallaborprojektes in Dresden ein und Prof. Dr. Dierk Bauknecht (Universität Freiburg) veranschaulichte uns die Notwendigkeit und Möglichkeiten regulatorischer Experimente. Danach zeigte Dr. Pius Krütli auf, wie sich mit dem an der ETH Zürich entwickelten Format der Ten Steps eine transdisziplinäre Forschung ausgestalten lässt, die von Anfang an den Kontext und die gesellschaftliche Relevanz reflektiert und berücksichtigt. Dr. Jasmin Wiefek (ZTG der TU Berlin) führte zum Abschluss der kurzen Einführungsrunde in das Format und die Methode der Theory of Change ein, mit welcher der Fokus eines transdisziplinären Forschungsprojektes von Anfang an und kontinuierlich auf (gesellschaftliche) Wirkungen gerichtet werden kann.
Markus Egermann (IÖR) und Teilnehmende der Summer School im Gespräch über Reallabore (Quelle: Melanie Mbah).
Nach diesem Kurzüberblick ging es dann in die einzelnen Format-Workshops, in welchen die jeweiligen Expert*innen in Kleingruppen ihr Format mit den Teilnehmenden diskutierten und auf deren konkrete Aufgabenstellung zur Klimaanpassung der Stadt Emmendingen bezogen. Am Nachmittag erörterten die Teilnehmenden der Summer School in ihren vier Gruppen, welche Formate sie zur Bearbeitung ihrer jeweiligen Aufgabenstellung heranziehen möchten. Den Abschluss des Tages bildete eine Diskussionsrunde mit Vertreter*innen der Städte Basel (Marc Pfister), Freiburg (Verena Hilgers) und Straßburg (Muriel Temme) zu deren Praxis-Erfahrungen mit Klimaanpassung und den (auch länder-) spezifischen Herausforderungen.
Fischbowl-Diskussion zu den Herausforderungen in der Klimaanpassung in Basel, Strasbourg und Freiburg (Quelle: Mathilde Colin).
Der Donnerstag war dann der Gruppenarbeitstag, an welchem die Gruppen sich jeweils ihrem Thema in Form von Diskussionen, Konzeptentwicklung und Interviews mit Vertreter*innen der Stadt Emmendingen näherten. Im Laufe des Nachmittags und bis in den späten Abend hinein erstellten sie eine Ergebnispräsentation für den gemeinsamen Abschluss mit der Stadt Emmendingen. Unterstützend stand das Organisationsteam der Summer School (Regina Rhodius, Melanie Mbah und Dierk Bauknecht) sowie Florentin Breton von der Universität Straßburg für Fragen der Teilnehmenden zur Verfügung.
Am Nachmittag und bis in den späten Abend hinein bereiteten die Gruppen ihre Präsentationen vor (Quelle: Regina Rhodius).
Der krönende Abschluss folgte dann am Freitag, den 29. September 2023. Im Sitzungssaal des Rathauses der Stadt Emmendingen präsentierten die interdisziplinär zusammengesetzten Gruppen ihre Arbeitsergebnisse. Eine Gruppe beschäftigte sich mit Präventionsmaßnahmen bei Starkregen und überraschte die anwesenden Vertreter*innen aus Emmendingen mit kreativen Vorschlägen. Die Gruppe regte an, eine Sensibilisierungskampagne in mehreren Schritten durchzuführen. Angelehnt an die Landesmarketingkampagne schlägt sie den Slogan „Nett hier. Aber nur mit Gummistiefeln“ vor. Die zweite Gruppe, die sich mit der Einbindung vulnerabler Bevölkerungsgruppen bei Hitzewellen beschäftigte, schlägt eine künstlerische Intervention mit dem Titel „Free(ze) your grandma!“ vor. Ein großer Kühlschrank auf dem Marktplatz soll das Interesse der Passant*innen erwecken und besonders die junge Generation dafür sensibilisieren, sich bei Hitzewellen um ihre Großeltern zu kümmern, indem sie ihnen beispielsweise etwas Erfrischendes vorbeibringen. Gruppe drei und vier beschäftigen sich mit Kriterienentwicklung und städtischer Verdichtung. Hier wurde ausgehend von einer künstlerischen Intervention – „Menschen als Bäume“ – ein elaborierter transdisziplinärer Ansatz zur Kriterienentwicklung für einen Interessenausgleich zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz vorgeschlagen. Zuletzt zeigte Gruppe vier auf, wie das Thema der städtischen Verdichtung transdisziplinär, unter anderem mit Hilfe der Theory of Change angegangen werden könnte.
Präsentation der Gruppenergebnisse im Sitzungssaal des Rathauses Emmendingen (Quellen: links Mathilde Colin, rechts Melanie Mbah).
Die anwesenden städtischen Vertreter*innen zeigten sich interessiert und aufgeschlossen gegenüber den diversen Impulsen aus der Summer School für ein klimaangepasstes Emmendingen. Besonders der generationsübergreifende Ansatz und die künstlerischen Interventionen stießen auf Begeisterung.
Mit den Vertreter*innen der Stadtverwaltung Emmendingen ergaben sich nach den Präsentationen spannende Diskussionen (Quelle: Melanie Mbah).
Die nachfolgende Reflexionsrunde von Teilnehmenden und Organisationsteam sowie die anschließenden Berichte von Teilnehmenden auf LinkedIn zeigten: die erstmalig durchgeführte Summer School erwies sich als ein großer Erfolg und stieß durchweg auf ein positives Feedback. Dazu trugen viele Faktoren bei: von Beginn an hochmotivierte Teilnehmende, inspirierende Vorträge, die enge Kooperation mit der Stadt Emmendingen, die die Bearbeitung praxisnaher Fragestellungen erlaubte, interdisziplinär und interkulturell zusammengesetzte Arbeitsgruppen, ein intensives Coaching der Gruppen durch Referent*innen und Orgateam und die inspirierende Umgebung des Studienhauses Wiesneck.
Zu LinkedIn-Berichten von Teilnehmenden: Jonas Pyschik, Cora Orlando, Jordan Rydman, Hanna Bonekämper
Die Teilnehmenden und Mitwirkender der Summer School nach den Präsentationen (links Stefanie Eißing, Karin-Anne Böttcher und Verena Quadt von der Stadt Emmendingen; Quelle: Verena Quadt)