Von Prof. Dr. Luis Antonio Bojórquez Tapia
Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit und Komplexität globaler Nachhaltigkeitsherausforderungen wächst der Bedarf an Wissensinfrastrukturen, die modernste Technologien mit einem tiefen Engagement in real-weltlichen Kontexten verbinden. Meine jüngste Teilnahme an einer Reihe von Workshops und kollaborativen Austauschformaten hat eine zentrale Erkenntnis im Hinblick auf die Verstärkungsprozesse transdisziplinärer (TD) Forschung erneut bestätigt: die Kraft strukturierter Zusammenarbeit, ermöglicht durch (1) digitale Infrastrukturen und (2) menschliche Infrastrukturen.
Im Zentrum dieser Austausche stand ein gemeinsames Verständnis für die Notwendigkeit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur zur Unterstützung transdisziplinärer Forschung. Ein gut konzipiertes, kollaboratives Verzeichnis von TD-Projekten und -Experimenten könnte beispielsweise als Grundpfeiler für mehr Wirkung und für Lernen über Fallstudien hinweg dienen. Eine solche Plattform wäre mehr als nur ein statisches Archiv: Sie würde den Wissensaustausch aktiv fördern, indem sie Methoden, Erkenntnisse und Erfolgsgeschichten sichtbar und zugänglich macht – über institutionelle und geografische Grenzen hinweg. Dafür braucht es gemeinsame Begrifflichkeiten, konsistente Klassifikationssysteme und mitgestaltete technologische Werkzeuge, die sich mit den jeweiligen Communities of Practice weiterentwickeln. Ein Beispiel hierfür ist das Sustainable Futures Lab am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) – eine innovative Kombination von Technologien, die TD-Ansätze in Reallaboren durch virtuelle Erfahrungen und Experimente ergänzt.
Ebenso wichtig ist die Institutionalisierung menschlicher Infrastrukturen. Ein besonders anschauliches Beispiel ist die neue Rolle der Transdisciplinary Interface Manager (TIMs) – Fachpersonen, die disziplinäre Grenzen überbrücken, sich in komplexen Akteurslandschaften bewegen und dazu beitragen, Wissen in praktisches Handeln zu übersetzen. Wenn digitale Plattformen und analytische Werkzeuge in die Ausbildung von TIMs integriert werden, können diese Schlüsselakteure dazu befähigt werden, lösungsorientierte Ansätze an unterschiedliche internationale Kontexte anzupassen und zu skalieren.
Für Institutionen wie die Nationale Autonome Universität von Mexiko, die Universität Freiburg und das ITAS eröffnen diese Infrastrukturen die Chance, sich zu transdisziplinären Knotenpunkten zu entwickeln – Orte, die nicht nur handlungsrelevantes Wissen generieren, sondern auch aktiv an der Gestaltung multinationaler Wissensinfrastrukturen für Nachhaltigkeit mitwirken. Solche Initiativen positionieren die beteiligten Einrichtungen als strategische Knoten innerhalb eines wachsenden, globalen Netzwerks transformativer Partnerschaften in der TD-Forschung.
Eines wird in all diesen Gesprächen und Kooperationen deutlich: Die Zukunft der Nachhaltigkeitswissenschaft hängt nicht nur davon ab, was wir wissen – sondern auch davon, wie wir uns vernetzen, Wissen teilen und gemeinsam handeln. Durch Investitionen in digitale und menschliche Infrastrukturen können Institutionen zu Katalysatoren transdisziplinärer Verstärkung werden – Brückenbauer über Sektoren, Disziplinen und Grenzen hinweg. Die Dynamik wächst – ebenso wie das gemeinsame Engagement, inklusive, anpassungsfähige und wirksame Wege in eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Mehr Einblicke in die Arbeit von Luis im Rahmen seines Fellowships finden sich hier.