Wanner et al

Quelle: Matthias Wanner, Karoline Augenstein, Timo von Wirth & Daniel Lang, 2024, Abbildung 1, S. 105

Reallabore als transformativer und transdisziplinärer Forschungsansatz haben das Ziel, konkrete realweltliche Wirkungen zu erzielen. Seit einiger Zeit wird deshalb verstärkt versucht, entsprechende Effekte nachvollziehbar zu untersuchen und zu belegen.

Eine soziologische Wirkungstheorie von Reallaboren

Der open access zur Verfügung stehende Artikel geht dabei einen eigenen Weg und untersucht die Wirkungen von Reallaboren auf gesellschaftliche Transformationsprozesse durch eine mittel- und langfristige, soziologische Perspektive. Reallabore sind in dieser Lesart nicht nur Orte für konkrete Projekte und Experimente, sondern sie haben das Potenzial, auf übergreifende strukturelle Dimensionen einzuwirken. Der Artikel greift dabei zurück auf die Strukturationstheorie von Anthony Giddens, um die Dynamiken zwischen Struktur und Handlung in städtischen Reallaboren zu analysieren. Diese Theorie betont, dass Akteure sowohl auf Regeln als auch auf Ressourcen zurückgreifen, um transformative Kapazitäten zu entwickeln.

Das Beispiel des Quartiers Mirke in Wuppertal dient als Fallstudie, in dem sechs aufeinanderfolgende transdisziplinäre und transformative Projekte über insgesamt acht Jahre durchgeführt wurden. Diese Projekte zielten darauf ab, die Kapazitäten für ko-produktives Stadtmachen zu fördern. Der gemeinsame Co-Evaluationsprozess dieser Projekte wurde qualitativ analysiert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf die Modalitäten der Strukturierungstheorie gelegt – interpretative Schemata, Normen, allokative Ressourcen und autoritative Ressourcen. Analysiert und reflektiert wurde, wie die Projekte auf diese Modalitäten und die darüber entfalteten Kapazitäten eingewirkt haben.

Unterkategorien der Modalitäten für urbane Reallabore

Der konzeptionelle Vorschlag von Uwe Schneidewind und Kolleg*innen aus dem Jahr 2018 zur Unterteilung und Operationalisierung der vier Modalitäten wurde empirisch untersucht. Durch die empirische Überprüfung und Verfeinerung dieser Kategorien konnten neue Unterkategorien identifiziert werden, die für zukünftige Forschung nützlich sein könnten. Der Artikel betont, dass die strukturbildenden Kräfte von Reallaboren durch ihre Fähigkeit zur Integration von Wissen und zur Förderung transdisziplinärer Reflexion und Zusammenarbeit erheblich sind.

Der Artikel steht hier zum Download zur Verfügung.

Wanner, Matthias; Augenstein, Karoline; von Wirth, Timo; Lang, Daniel J. (2024). Impacts of urban real-world labs: Insights from a co-evaluation process informed by structuration theory in Wuppertal-Mirke, GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society 33 (S1),102–109. https://doi.org/10.14512/gaia.33.S1.15