Horizonte Tagung

© tdAcademy

Rückblick auf die Jahrestagung 

Die erste Jahrestagung der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung e.V. (GTPF) am 2./3. April 2025 war ein voller Erfolg! Unter dem Motto „Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung“ kamen GTPF-Mitglieder und Interessierte zusammen, um innovative Ansätze und Perspektiven in der transdisziplinären Forschung zu erkunden.

Im Mittelpunkt standen spannende Vorträge, lebhafte Diskussionen und wertvolle Einblicke in die Praxis und Theorie der transdisziplinären Arbeit. Die Veranstaltung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Forschungsplattform tdAcademy organisiert und bot Raum für intensiven Austausch sowie neue Impulse für die Forschungspraxis.

Das KAeins (Ökohaus Arche, Frankfurt am Main) war der perfekte Rahmen für die Tagung, die vom Künstler*innen-Duo Hoernemann&Walbrodt und ihrem "Büro für die Nutzung von Fehlern und Zufällen" begleitet und bereichert wurde. Im Tagungshaus waren außerdem die Cartoon-Ausstellung "Szenen aus der inter- und transdisziplinären Forschung: Wie inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit garantiert scheitert" von Dr. Lisa Deutsch, Dr. Sabine Hoffmann und Christof Stückelberger sowie eine Ausstellung zur Gesprächsreihe "Let’s talk about it: Transdisziplinarität und Co-Produktion - Impressionen aus der transdisziplinären Forschungspraxis" von Emilia Nagy und Nadin Gaasch zu sehen.

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Kurzdokumentation: Ein Überblick über die wichtigsten Themen und Ergebnisse der Tagung

Einleitung

Unter dem Motto „Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung“ versammelte die erste Jahrestagung der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung e.V. (GTPF) am 2. und 3. April 2025 rund 130 Teilnehmende in Frankfurt am Main. Forschende aus verschiedenen Disziplinen diskutierten gemeinsam, wie transdisziplinäre und partizipative Forschung gestärkt, institutionell verankert und qualitativ weiterentwickelt werden kann. Denn die bestehenden komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen lassen sich nur durch Kooperation, Einbeziehung vielfältiger Perspektiven und gegenseitige Lernprozesse zwischen Wissenschaft und Praxis bewältigen.

Impulse und Beiträge

Zum Auftakt der Tagung betonte Prof. Dr.-Ing. Christine Ahrend (Technische Universität Berlin), Vorsitzende der GTPF, die Bedeutung des Treffens als „ein Meilenstein auf unserem Weg“. Besonders würdigte sie die Rolle der tdAcademy, deren Abschluss die Tagung zugleich markierte. Die tdAcademy habe maßgeblich zur Weiterentwicklung und Sichtbarkeit transdisziplinärer Forschung beigetragen.

Dr. Karl-Eugen Huthmacher, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, hob in seinem Grußwort hervor, dass transdisziplinäre Ansätze mittlerweile zunehmend Anerkennung finden – etwa in Stellungnahmen des Wissenschaftsrats. Er plädierte für die gleichwertige Integration wissenschaftlichen und praktischen Wissens, um tragfähige Lösungen für eine komplexe Welt zu entwickeln. Seine Botschaft war klar: „Wir brauchen das Wissen verschiedener Disziplinen und aus der Praxis – nur so können wir zukunftsfähige Innovationen schaffen.“

Auch Prof. Dr. Kora Kristof, Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), unterstrich die Relevanz transdisziplinärer Ansätze für den Wandel – selbst innerhalb von Forschungseinrichtungen. Sie zeigte auf, wie Transdisziplinarität wichtige Antworten für gesellschaftliche Transformationen bietet und gleichzeitig das Wissenschaftssystem herausfordert – etwa wenn Forschungsinfrastrukturen und der Exzellenzbegriff überdacht werden müssen.

Dr. Alexandra Lux (Institut für sozial-ökologische Forschung) und Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer (Zentrum für Technik und Gesellschaft) blickten auf fünf Jahre tdAcademy zurück. Sie zeigten auf, welche wissenschaftlichen Ergebnisse zu Methoden und Formaten, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Wirkungen sowie Kontextbedingungen die tdAcademy erarbeitet hat. Diese ordneten sie ein in die sich immer deutlicher herausbildende, vielfältige transdisziplinäre Wissenschaftskultur und die darin liegende Bedeutung von Qualität und Institutionalisierung. Sie hoben auch die zweite Zielsetzung der tdAcademy hervor: Die Aktivitäten zur Stärkung und Vernetzung der transdisziplinären Community ebneten den Weg zur Gründung der GTPF.

In ihrer Kommentierung betonten Prof. Dr. Katharina Helming (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung) und Prof. Dr. Matthias Barth  (Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde) die zunehmende Reifung und Professionalisierung transdisziplinärer Forschung, die sich mutig gesellschaftlicher Verantwortung stellt, Wirkung sichtbar macht und sich zugleich im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Exzellenz und gesellschaftlichem Impact bewegt. Sie hoben hervor, dass die tdAcademy wichtige Impulse für Qualitätsentwicklung, Begriffsarbeit und Institutionalisierung gab – trotz rauem gesellschaftlichen Klima und offener Fragen zur Verankerung in wissenschaftlichen Karrieren.

Auf dem Marktplatz der tdAcademy diskutierten die Teilnehmenden unter anderem wissenschaftliche und gesellschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Forschung, gestalteten Schnittstellen zwischen Kontext, Format und Dynamik, tauschten sich zu Capacity Building aus und kamen bei der Postersession „Meet the Fellows“ mit Ergebnissen aus fünf Fellowships ins Gespräch.

In der von Dr. Melanie Mbah (Öko-Institut e.V) moderierten Fishbowl-Diskussion wurden zentrale Herausforderungen und Erfolgsbedingungen der strukturellen Verankerung transdisziplinärer Forschung beleuchtet – insbesondere der Bedarf an institutionellen Ressourcen, langfristiger Finanzierung und einem erweiterten Exzellenzbegriff, der gesellschaftliche Wirkung und Prozessqualität anerkennt. Deutlich wurde dabei, dass transdisziplinäre Forschung Räume für Reflexivität, Mut zur Veränderung, interdisziplinäre wie außerwissenschaftliche Kooperation sowie die Bereitschaft erfordert, etablierte Systeme zu hinterfragen und neue Strukturen zu erproben. 

Am zweiten Tag wurde dann der Blick nach vorne auf die GTPF und die inhaltlichen Arbeiten der verschiedenen Arbeitsgruppen gelegt. Der Tag startete mit einem Dialog zwischen transdisziplinärer und partizipativer Forschung, vertreten durch Prof. Dr. Flurina Schneider (Institut für sozial-ökologische Forschung) und Prof. Dr. Andreas Bischof (Technische Universität Chemnitz). Sie zeigten in ihrem Gespräch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Sie verwiesen außerdem auf den Leitfaden für Partizipation in der Forschung, der eine Orientierung in der Vielfalt partizipativer Ansätze und Begrifflichkeiten in der Forschung mit der Gesellschaft gibt.

Im anschließenden World-Café stellten neun Arbeitsgruppen der GTPF ihre Arbeit vor – von wirkungsvollem Forschungsmanagement und dem Umgang mit Machtstrukturen über methodische Kombinationen und die Bedarfe von Praxispartner*innen bis hin zu partizipativer Wissenschaftskommunikation, Institutionalisierung, Qualitätssicherung und performativen Formaten. An den World-Café Tischen wurde der aktuelle Stand hierzu diskutiert, die Gemeinsamkeiten transdisziplinärer und partizipativer Forschung ausgelotet und schließlich Blicke nach vorne auf die offenen Fragen gerichtet. Die Arbeitsgruppen setzen ihre Arbeit innerhalb der GTPF fort und sind für GTPF-Mitglieder offen.

Dr. Miriam Brandt (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung) und Thomas Korbun (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) betonten die besondere Chance, dass transdisziplinäre und partizipative Forschung aktuell wissenschaftspolitische Aufmerksamkeit erhält, und unterstrichen zugleich die Bedeutung, sich breiter aufzustellen und unabhängig von einzelnen Akteur:innen strukturell zu verankern. Für die GTPF stehen in nächster Zeit der Ausbau attraktiver Karrierepfade, die Stärkung strategischer Partnerschaften und die Weiterentwicklung durch aktive AG-Arbeit im Fokus – getragen von einer wachsenden Community, die die GTPF als lebendigen und gesellschaftlich relevanten Ort sichtbar macht.

Interaktive Formate

Die Tagung bot ein vielfältiges Programm mit Impulsvorträgen, Diskussionen, Workshops, einem Marktplatz, verschiedenen Ausstellungen und einem World-Café sowie einen interaktiven und künstlerisch gestaltetem Abschluss (Hoernemann&Walbrodt). Dabei standen Austausch, Reflexion und das Gehen der konkreten nächsten Schritte im Fokus – in vorbereiteten Panels ebenso wie in den diskursiven Zwischenräumen.

Die Resonanz war durchweg positiv: Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden als inhaltsreich, lebendig und zukunftsorientiert beschrieben. Es wurde gedacht, diskutiert, vernetzt – und nicht zuletzt: gelacht. Der offene Dialog und die unterschiedlichen Perspektiven schufen Raum für neue Ideen und zukünftige Kooperationen.

Fazit und Ausblick

Die erste Jahrestagung der GTPF zeigte eindrucksvoll, wie lebendig die Community ist und wie wichtig transdisziplinäre und partizipative Forschung für das Wissenschaftssystem sowie eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung ist. Sie unterstreicht den Bedarf nach einer stärkeren institutionellen Verankerung und wissenschaftlichen Anerkennung entsprechender Ansätze.

Gleichzeitig liegt noch einiges vor uns:

  • Vernetzung stärken: Wissenschaftler:innen und Institutionen müssen enger kooperieren, um voneinander zu lernen und gemeinsam neue Impulse für die transdisziplinäre und partizipative Forschung zu setzen.

  • Capacity Building fördern: Es braucht gezielte Qualifizierungsangebote zum Ausbau der Methodenkoffer für Forschende - und deren Verankerung in Lehre und Curricula.

  • Wissenschaftliche Anerkennung erhöhen: Exzellente transdisziplinäre und partizipative Forschung muss sich an ihren eigenen Qualitätsmaßstäben messen lassen und hierbei ein starkes Qualitätsverständnis in den Diskurs geben.

  • Gesellschaftliche Relevanz sichtbar machen: Durch geeignete Kriterien einerseits Qualitätssicherung gewährleisten und andererseits das Vertrauen in den transdisziplinären und partizipativen Forschungsmodus stärken.

  • Grenzen mitdenken: Im Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis eröffnet transdisziplinäres Wissen neue Perspektiven: Es kann helfen, sektor- und ressortübergreifend zu denken und siloartige Strukturen zu überwinden.

Die GTPF hat mit ihrer ersten Jahrestagung ein starkes Signal gesendet: für eine Forschung, die gemeinsam mit der Gesellschaft denkt, wirkt und gestaltet. Der Schwung aus diesen zwei Tagen wird in die nächsten Schritte getragen – durch Projekte, Diskussionen und Vernetzung. Ein herzliches Dankeschön an alle, die durch ihre Beiträge, ihr Engagement und ihre Ideen zum Gelingen der Tagung beigetragen haben!

Bildergalerie: Eindrücke und Momente aus der Veranstaltung
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Synthese Interaktion
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alle Bilder © tdAcademy

Wir freuen uns, Ihnen diese Materialien zur Verfügung stellen zu können und hoffen, dass sie dazu beitragen, die spannenden Themen der Tagung weiter zu vertiefen. Viel Spaß beim Entdecken!

Organisation und Dokumentation: Michael Kreß-Ludwig, Alexandra Lux, Chantal Krumm, Emilia Nagy, Celine Roth, Annabell Lambert und Lena Charlotte Jauer