Abb.: Die wichtigsten Wirkungen für das eigene Projekt - Selbstzuordnung der Teilnehmenden
Wirkungsorientierung ist ein fortwährendes Thema! Ergebnisse aus dem Dialogforum
Am 7. März 2022 veranstaltete die Themenlinie 1 „Gesellschaftliche Wirkungen“ ein Dialogforum, um erste Ergebnisse zu präsentieren, zu diskutieren und den Austausch der Teilnehmenden untereinander anzuregen. Eingeladen waren die Beteiligten aller Forschungsprojekte, die wir im Rahmen der Erprobung unseres Methodensets punktuell dabei unterstützt haben, die angestrebten Wirkungen ihrer Forschungsaktivitäten im Blick zu behalten.
Das Format: Einen halben Tag lang hatten insgesamt 16 Teilnehmer*innen aus fünf transdisziplinären Forschungsprojekten die Gelegenheit, unsere vorläufigen Ergebnisse kennen zu lernen, sie zu diskutieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die beteiligten Projekte befinden sich in unterschiedlichen Projektphasen (laufend oder abgeschlossen), haben unterschiedliche thematische Schwerpunkte, Projektkonstellationen, Förderer, regionale Kontexte und Laufzeiten. Projektübergreifend ging es deshalb darum, mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der angestrebten und erzielten gesellschaftlichen Wirkungen und der reflexiven Auseinandersetzung damit zu erfahren. Um dies zu erreichen, wechselten sich Input-Phasen mit verschiedenen Gesprächsformaten (Kennenlern-Speeddating, Reflexionsübung, kollegiale Beratung, Plenumsdiskussion) ab. Als teilnehmende Beobachter*innen nahmen Sabine Hoffmann und Lisa Deutsch teil, die an ihrem Heimatinstitut Eawag (Schweiz) einen umfassenden Wirkungsprozess durchführen, und auf Basis ihrer Expertise die Veranstaltung kommentierten und den Teilnehmer*innen Hinweise aus ihrer eigenen Erfahrung mitgaben.
„Besonders gefallen hat mir, die Mischung aus Inhalten, Diskussion und bilateralem Austausch – das bewusste Wechseln zwischen moderativen Elementen.“ – Feedback eine*r Teilnehmer*in
Die vorläufigen Ergebnisse: Martina Schäfer und Josefa Kny (beide ZTG), verantwortlich für die Themenlinie 1 „Gesellschaftliche Wirkungen“, stellten einen Zwischenstand der Erkenntnisse vor. Zunächst diente die im Vorgänger-Projekt TransImpact entwickelte Wirkungsheuristik (siehe Abbildung; Schäfer et al. 2021) zur Einordnung der in den beteiligten Projekten angestrebten und erzielten Wirkungen. So sind beispielsweise mit Blick auf den Projektkontext für alle Projekte Lerneffekte sowie Netzwerkbildung relevant. Sie unterscheiden sich jedoch dahingehend, ob sie noch in der Projektlaufzeit eher solche ‚weichen‘ Wirkungen oder bereits klar greif- bzw. messbare Wirkungen erreichen wollen. Zeitlich und räumlich außerhalb des Projektkontexts sind für alle Projekte die Themen Verstetigung der im Projekt angestoßenen bzw. verstärkten Aktivitäten und Transfer der Ergebnisse in andere Kontexte zentral. Im Vergleich der Wirkungspfade der beteiligten Projekte wurde deutlich, dass ‚weiche‘ Wirkungen wie Netzwerk- und Vertrauensbildung, ein geteiltes Verständnis und eine gemeinsame Wissensbasis die Grundlage bilden, um zum Ende oder nach der Projektlaufzeit konkrete individuelle, organisationale oder institutionelle Veränderungen zu bewirken. Die Wirkungspfade dürfen dennoch nicht linear gedacht werden, sondern enthalten an vielen Stellen Feedback-Schleifen, die eine Stärkung der Wirkungen erst ermöglichen. Mit Blick auf die Wirkungspfade wurde auch deutlich, dass die Zusammenhänge zwischen einzelnen Wirkungsformen teilweise noch unklar sind. Die jeweils dahinterstehenden Annahmen wurden noch nicht hinreichend analysiert – weder in den Wirkungsworkshop noch bislang in der Auswertung. Dies zeigte sich insbesondere an den „Schwellen“ des offiziellen Projektendes. Verstetigung und Transfer tauchten daher erneut als relevant auf, hier jedoch als Herausforderungen: Wie wird Verstetigung ermöglicht und was sind Voraussetzungen dafür? Wie genau wird neu entstandenes Wissen verbreitet? Wann und in welcher Form werden potenzielle Adressat*innen für die Verbreitung angesprochen? Beide Themen wurden deshalb beim Dialogforum durch eine kollegiale Beratung vertieft.
„Wirkungsorientierung ist ein fortwährendes Thema, das mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen in den Projekten benötigt.“ – Feedback eine*r Teilnehmer*in
Der Austausch: Die Diskussionen zeigen, dass das Wirkungsthema und die kontinuierliche Auseinandersetzung damit im ‚Projektalltag‘ häufig noch zu kurz kommen. Dies liegt insbesondere daran, dass für eine systematische Wirkungsreflexion und -erfassung in vielen Projekten keine Ressourcen eingeplant sind und klare Zuständigkeiten fehlen – sei es projektintern oder für eine externe Begleitung. Diese Aspekte müssten bereits in die Antragstellung einfließen, betont auch Wirkungsexpertin Sabine Hoffmann in ihrem abschließenden Plädoyer. Zudem werden die verschiedenen Prioritäten, zeitlichen Verfügbarkeiten und teilweise auch ‚Sprachen‘ der Projektpartner*innen aus Wissenschaft und Praxis als Schwierigkeit betrachtet, gerade wenn es um ein zunächst abstrakt anmutendes Thema wie Projektwirkungen geht. Die Feedback-Runde zeigt jedoch, dass die Relevanz des Wirkungsthemas die Mühen wert ist: Mehrere Teilnehmer*innen betonen, dass ihnen durch die gemeinsame Veranstaltung noch einmal klar geworden ist, wie wichtig die kontinuierliche Wirkungsorientierung für den langfristigen Erfolg ihres Projekts ist. Die Wirkungsplanung muss ‚lebendig‘ gehalten werden, wie es eine Teilnehmerin zum Abschluss formuliert. Wie so oft war die Workshop-Zeit zu kurz, um alle Diskussionen zum Ende zu führen. Dafür ist bei den Teilnehmer*innen die Neugier gewachsen, sich die anderen Projekte genauer anzuschauen und sich weiter auszutauschen, um voneinander und gemeinsam zu lernen.
„Die Neugier an anderen Projekten ist gewachsen und ich hätte gerne noch mehr über ihre konkreten Arbeiten erfahren. Ganz herzlichen Dank für den informativen und inspirierenden Austausch.“ – Feedback eine*r Teilnehmer*in