Ob neue Infrastrukturen und Produkte, angepasste rechtliche Rahmenbedingungen oder veränderte Verhaltensmuster – transdisziplinäre Forschung möchte zu gesellschaftlichen Veränderungen beitragen. Die Themenlinie 1 untersucht, wie Forschungsprojekte dabei unterstützt werden können, ihre gesellschaftlichen Wirkungen systematisch zu reflektieren und so ihre Wirkungspotenziale zu erhöhen.
Wie lassen sich Wirkungen reflektieren?
Transdisziplinäre Forschung nimmt komplexe, realweltliche Probleme in den Blick und will zu deren Lösung beitragen. Für Forschungsprojekte ist es deshalb zentral, sich mit ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit bewusst auseinanderzusetzen. Auch Forschungsförderer wollen zunehmend wissen, welche Wirkungen geplante Vorhaben anstreben und wie diese nachvollzogen werden können. Wie sich gesellschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Forschung beschreiben, erfassen und bewerten lassen, wird in verschiedenen Fach-Communities bereits seit längerem diskutiert. Die Literatur umfasst vor allem konzeptionelle, aber auch zunehmend empirische Beiträge. Bislang noch wenig entwickelt sind handhabbare Werkzeuge, mit denen transdisziplinäre Forschungsprojekte ihre gesellschaftlichen Wirkungen systematisch reflektieren und beschreiben können – sei es eigenständig oder mit externer Begleitung. Hier setzt die Forschung am Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) in tdAcademy an.
Wissenschaft und Praxis zusammenbringen
In einem ersten Schritt greifen wir das bestehende Wissen aus der Literatur auf, um auf dieser Grundlage ein handhabbares Methodenset zu entwickeln, das wir anschließend empirisch erproben und weiterentwickeln. Wir laden Projekte aus unterschiedlichen Handlungsfeldern und in verschiedenen Projektphasen ein, sich methodisch geleitet mit den gesellschaftlichen Wirkungen auseinanderzusetzen, die sie anstreben bzw. erzielt haben. Kern des Methodensets ist die Arbeit mit der „Theory of Change“ (ToC). Die Diskussionen bringen Projektpartner*innen aus Wissenschaft und Praxis zusammen; wir begleiten die Reflexion moderierend und evaluierend. Im Laufe der Erprobung wollen wir das Methodenset iterativ verbessern und an verschiedene Ansprüche anpassen – zum Beispiel an die Anwendung zu Beginn, während oder nach Abschluss eines Projekts. Für die Teilnehmer*innen werden in den Diskussionen die unterschiedlichen Perspektiven auf die Wirksamkeit des Projekts deutlich und welche impliziten Annahmen über Wirkungspfade im Team vorherrschen. Ein gemeinsames Grundverständnis und die regelmäßige Überprüfung, ob Annahmen eingetreten und angestrebte Wirkungen erreicht wurden, können dazu beitragen, dass das Projekt gelingt.
Die Kraft der Community
In tdAcademy setzen wir explizit auf das Wissen und die Kraft der Community. Deshalb bringen wir in einem Dialogforum Vertreter*innen aller beteiligten Projekte zusammen, um die eigenen Erfahrungen mit den Tools gemeinsam zu reflektieren und Impulse für ihre Weiterentwicklung zu geben. In einem Reflexionsworkshop bitten wir Expert*innen für das Thema gesellschaftliche Wirksamkeit, unsere Ergebnisse mit ihrem Wissen anzureichern und zu validieren. Dabei geht es auch darum, die eingesetzten Methoden kritisch zu reflektieren: Für welche Zwecke und Ziele ist die ToC passend? Ist die verwendete Heuristik von Wirkungsordnungen und -formen hilfreich? Inwieweit können Wirkungspfade nachvollzogen werden?
Wissensbestände zusammenführen
Im Rahmen des Gäste- und Fellowship-Programms laden wir Wissenschaftler*innen ein, die bereits zu bestimmten Fragen rund um gesellschaftliche Wirksamkeit arbeiten. So führen wir Wissensbestände zusammen, entwickeln sie gemeinsam weiter und stellen sie der tdCommunity zur Verfügung. Eine erste Fellow-Gruppe bringt Forscher*innen aus der transdisziplinären Nachhaltigkeit-, Entwicklungs- und Gesundheitsforschung zusammen, die sich primär in ihren jeweiligen Communities mit gesellschaftlichen Wirkungen befassen. In der Gruppe wollen wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Herangehensweisen herausarbeiten und herausfinden, inwiefern gemeinsame Ansätze fruchtbar sein können.