Im September 2021 kamen die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der tdAcademy einen internen Workshop zum Thema „Kontext“ zusammen. Kontextfaktoren sind in unterschiedlicher Ausprägung in allen Themenlinien relevant. Der Austausch diente vor allem dem gemeinsamen Weiterdenken einer integrativen und somit themenlinienübergreifenden Perspektive. Dieser Kurzbericht skizziert die Inhalte und Ziele Workshops sowie zentrale Fragestellungen.
Die Idee für den Austausch entstand in einer vorangegangenen Diskussion auf Ebene der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Projekt tdAcademy, bei der zentrale Begrifflichkeiten der transdisziplinären Forschung diskutiert und aus den jeweiligen Themenlinienperspektiven betrachtet wurden. Der Kontextworkshop diente somit zunächst dem projektinternen Austausch mit dem Anliegen, ein gemeinsames Verständnis für die Komplexität des Konzepts Kontext zu erarbeiten und Raum für themenlinienspezifischen Fragestellungen zu geben.
Unser Vorgehen im Workshop war zweigeteilt: In einem ersten Schritt ging es darum, die jeweiligen Perspektiven der Themenlinien „Gesellschaftliche Wirkungen“, „Wissenschaftliche Wirkungen“ und „Neue Formate“ auf Kontext zu erfassen. In einem zweiten Schritt warfen wir gemeinsam ein Blick auf Herausforderungen und Wechselwirkungen, die im Zusammenhang mit der Berücksichtigung von Kontextinnerhalb der jeweiligen Themenlinien/-komplexe bisher aufgefallen sind.
Als größte Herausforderung stellte sich – auch im Einklang mit dem gegenwärtigen Literaturstand – heraus, Kontext(e) in ihrer Komplexität (be-)greifbar machen zu können. Im Forschungsinteresse der Themenlinie 3 des Projekts tdAcademy liegt dabei vor allem die Untersuchung und Analyse von Kontexten des Forschungsgegenstandes und weniger des Projektrahmens (wie z. B. die Finanzierung). Festgehalten werden konnte: Kontext lässt sich nicht nur als soziokultureller Kontext verstehen, sondern wird vor allem vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Forschungsansätze und -schwerpunkte in den Themenlinien in seiner Vielschichtigkeit deutlich – sei es durch die Anwendung spezifischer Methodensets in einem bestimmten lokalen Setting oder die Frage, welche Formen der Partizipation sich vor einem bestimmten Hintergrund als sinnvoll erweisen. Insbesondere folgende Fragestellungen haben wir bei dem internen Workshop thematisiert:
- Wie kann eine integrative Perspektive, die nicht nur entweder Formate und Methoden oder Wirkungen von transdisziplinärer Forschung beforscht, sondern beide Aspekte explizit im Zusammenhang mit Kontextfaktoren zu berücksichtigen sucht, erreicht werden und zu transformativem Wandel beitragen?
- Inwieweit kann der spezifische Kontext bereits zu Projektbeginn begreifbar gemacht werden (sowohl aus wissenschaftlicher als auch praktischer Sicht)?
- Was bringt ein besseres Verständnis des Kontexts für Wissenschaft und Praxis(-akteur*innen)?
Mit Blick auf die Frage, wie kontextsensible Forschung umgesetzt werden kann, wurde uns deutlich, dass ein ‚Methodenkoffer‘ zum Umgang mit unterschiedlichen Kontexten für die Forschungspraxis sinnvoll wäre. So können Kontextfaktoren durch bestimmte Methoden wie Szenarioanalysen oder Systemanalysen stärker fokussiert und genauer untersucht werden. Ein Ergebnis unserer Diskussionen war zudem die Berücksichtigung der individuellen Perspektive als forschende Person. Wichtig wäre, eine selbstreflexive und kritische Perspektive einzunehmen und zu fragen: Welcher Kontext meiner Forschung ist eigentlich schon von Vornherein gesetzt? Welche Elemente von Kontext gehören zu meiner Perspektive? Welche Einstellungen und Sichtweisen auf das jeweilige Themenfeld bringe ich mit? (siehe Grafik)
Um diese Gedanken zu vertiefen und auch die Diskussion zu öffnen, entstand die Idee, eine themenlinienübergreifende Capacity-Building-Veranstaltung zu organisieren, deren Ausgangspunkt die integrative Perspektive von Themenlinie 3 ‚Kontextabhängigkeiten‘ sein könnte. Ein solches Event könnte zum Beispiel Nachwuchswissenschaftler*innen interessieren, um verschiedene Facetten von Kontextkennenzulernen und zu diskutieren. So könnte auch ein kontextsensibler Forschungsmodus weitergetragen werden.
Eine systematische Beschreibung von Kontext in der transdisziplinären Forschung möchte eine Paper-Veröffentlichung als Ergebnis der tdAcademy-Themenlinie 3 voraussichtlich Ende 2021 zur Diskussion beitragen. Basierend auf einer vorangegangenen Literaturrecherche beschäftigt sich die Themenlinie 3 aktuell mit zentralen Hypothesen zu Kontextabhängigkeiten transdisziplinärer Forschung, welche anschließend die Basis einer Breiten- und Tiefenstudie (Fallstudienanalyse) liefern werden.