Die Global Alliance for Inter- and Transdisciplinarity (ITD Alliance), zielt darauf ab, die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler Herausforderungen zu fördern. Einmal im Jahr organisiert sie eine internationale Konferenz als Plattform für den Austausch von Best Practices, Forschungsergebnissen und die Stärkung von Netzwerken zwischen verschiedenen Disziplinen und Sektoren. Auch dieses Jahr nutzen zahlreiche Mitglieder der tdAcademy diese Möglichkeit und sind mit eigenen Beiträgen vertreten. Die diesjährige ITD24 „Inter- and Transdisciplinarity Beyond Buzzwords: Educational Pathways for Sustainable Research Collaborations“ findet vom 4. bis 8. November 2024 in Utrecht (Niederlande) statt und zielt auf drei Themenbereiche ab: Die Verbesserung der theoretischen Grundlagen, den Ausbau der Kapazitäten sowie die Erweiterung und Vertiefung der Aus- und Weiterbildung in Inter- und Transdisziplinarität. Mit diesem Update möchten wir Ihnen einen Überblick verschaffen, mit welchen Beiträgen wir vertreten sind und freuen uns Sie dort begrüßen und mit Ihnen diskutieren zu dürfen.

Gesellschaftliche Wirkungen

Da immer stärker von der Forschung erwartet wird, dass sie sich mit komplexen Problemen der realen Welt befasst und gesellschaftliche Wirkungen erzielt, besteht ein entsprechender Bedarf an geeigneten Methoden zur Konzeptualisierung, Bewertung und Analyse des Beitrags von Forschungsprojekten zu Veränderungsprozessen. In ihrem Workshop „Fostering effectiveness of transdisciplinary research by reflecting possible impact pathways“ beschäftigen sich Martina Schäfer, Emilia Nagy (beide ZTG  –  Zentrum Technik und Gesellschaft/Technische Universität Berlin), Oskar Marg, Michael Kreß-Ludwig (beide ISOE –  Institut für sozial-ökologische Forschung) und Stephanie Moser (Universität Bern) mit dem Potenzial von Wirkungspfaden, um mögliche Verbindungen zwischen Forschungsaktivitäten und -ergebnisse mit gesellschaftlichen Wirkungen darzustellen. Im Workshop werden Ergebnisse internationaler Studien zu Wirkungspfaden, die in verschiedenen Themenbereichen durchgeführt wurden (z.B. nachhaltige städtische und ländliche Entwicklung sowie sozio-technische und soziale Innovationen für eine nachhaltige regionale Entwicklung) vorgestellt und diskutiert.

Martina Schäfer und Emilia Nagy stellen außerdem das gemeinsam mit Josefa Kny (ehemals ZTG)entwickelte Konzept der Wirkungsworkshops vor. Das Poster „Fostering reflective impact orientation in transdisciplinary research – a multi-method workshop format“ stellt die wichtigsten Schritte des Workshop-Formats, die Schlüsselkompetenzen, die durch die Anwendung und Erprobung des Formats gefördert werden, sowie die Ergebnisse der empirischen Erprobung des Formats vor. Das Poster wird im Rahmen der Session  “How to integrate inclusion in higher education? An exhibition of innovative teaching and learning formats in different regions” von Sabine Hoffmann (EAWAG - Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology) und Bianca Vienni-Baptista (ETH Zürich) präsentiert.

Wissenschaftliche Wirkungen

Es wird relativ viel zu den sozialen und gesellschaftlichen Wirkungen der transdisziplinären Forschung geforscht, aber welche Auswirkungen hat Transdisziplinarität (TD) auf die Wissenschaft? Diesem bislang eher wenig erforschten Thema widmen sich die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der tdAcademy Themenlinie 1 „Wissenschaftliche Wirkungen“ – Oskar Marg und Lena Theiler (beide ISOE) in ihrer Präsentation „Effects of transdisciplinary research on scientific knowledge and reflexivity“ . Sie präsentieren Ergebnisse ihrer in der ersten Phase der tdAcademy erhobenen empirischen Forschung. Auf Basis von 22 qualitativen Interviews mit transdisziplinär forschenden Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen identifizieren sie drei Hauptwirkungen: 1) TD verändert das Verständnis von wissenschaftlichen Problemen, 2) TD verändert die Qualität der wissenschaftlichen Erkenntnisse, 3) TD fördert eine reflexive Wende in der Wissenschaft.

Gemeinsam mit den Mitgliedern der tdAcademy Fellow Gruppe „Transdisziplinäre Forschung und wissenschaftliche Wirkungen“( Jana Semrau, Afred Rütten (beide Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Richard Beecroft (Karlsruhe Institut für Technologie), Guido Caniglia (Konrad Lorenz Institut für evolutionäre und kognitive Forschung) sowie Evelyne de Leeuw (Université de Montréal)) veranstalten sie außerdem die Session „What do we mean by ‘scientific impact‘ of transdisciplinary research?“. Das Ziel dieser Session ist es, ihren konzeptionellen Rahmen zu wissenschaftlichen Wirkungen mit der internationalen Gemeinschaft im Bereich der transdisziplinären Forschung weiter auszuarbeiten, voneinander zu lernen und die Perspektiven auf wissenschaftliche Wirkungen der transdisziplinären Forschung zu erweitern.

Angesichts der sich abzeichnenden "Polykrise" steht die Menschheit vor noch nie dagewesenen sozial-ökologischen Herausforderungen auf planetarischer Ebene, die eine Transformation nicht nachhaltiger Gesellschaften erfordern. Aber wer darf definieren, was eine "gute Transformation" ist? Unsere Fellowgruppe  "What is a 'good' transformation and who gets to define it?" wird gemeinsam mit unserer Kollegin Alexandra Lux einen Workshop zum Thema "Agency and power in transdisciplinary research: applying insights from critical social science to strengthen reflexivity" veranstalten. Die Auseinandersetzung mit bestimmten transdisziplinären Forschungsinstrumenten in einem Workshop-Format soll die Reflexivität fördern und aufzeigen, wie Macht und Handlungsfähigkeit in der transdisziplinären Forschungspraxis besser berücksichtigt werden können. Der Workshop richtet sich an Forscher*innen und alle Arten von Praktiker*innen, die in der transdisziplinären Forschung tätig sind oder daran interessiert sind, diese zu betreiben.  

Synthese Schnittstelle 1 „Gesellschaftliche und Wissenschaftliche Wirkungen“

In einem Forschungsprozess sowohl gesellschaftliche als auch wissenschaftliche Wirkungen anzustreben, ist herausfordernd. Den Implikationen dieser Herausforderung widmen sich die Schnittstelle 1 „Gesellschaftliche und Wissenschaftliche Wirkungen“ seit Beginn der zweiten Förderphase der tdAcademy.  In ihrer Forschung konnten Lena Theiler, Emilia Nagy, Oskar Marg und Martina Schäfer  sowohl Synergien als auch Trade-offs identifizieren. Im Rahmen der Session „Synergies and trade-offs between scientific and societal effects“ möchte die Wissenschaftler*innen einen Austausch mit  weiteren Forscher*innen anregen, ihre Ergebnisse diskutieren und daran anschließend Strategien zur Stärkung von Synergien und Abmilderung von Trade-offs diskutieren.

Integration Experts

Mit der zunehmenden  Verbreitung trans- und interdisziplinärer Ansätze bildet sich eine neue Gruppe von Expert*innen . Sie werden als „Integration Experts“ bezeichnet und haben eine grundlegende Gemeinsamkeit in den verschiedenen Ausprägungen ihres Fachwissens und ihrer Praxis: Sie fördern die kognitiven, sozialen und emotionalen Integrationsprozesse sowohl zwischen Wissenschaftler*innen als auch zwischen Wissenschaftler:innen und Praktiker*innen in inter- bzw. transdisziplinären Projekten. In dem Workshop „A typology of integration experts to clarify functions and positions“ stellt unsere Kollegin Chantal Krumm (ISOE) gemeinsam mit Tatiana Merino-Benítez (Universidad Nacional Autónoma de México), Katja Brundiers (Universität Freiburg), Hanna Salomon, Donata Dettwiler und Sabine Hoffmann (alle drei EAWAG – Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology) eine Typologie der ‘Integration Experts‘ vor und stellen diese zur Diskussion.